Aufstehen gegen Antisemitismus
04. Jun 2018
„pax christi nimmt auch in Deutschland gefestigte Strukturen antisemitischen Denkens und Handelns wahr. Deshalb schließen wir uns dem Protest von Pax Christi International (PCI) gegen jegliche Form des Antisemitismus an und setzen uns für die Überwindung antisemitischen Denkens und Handelns ein.“ erklärt Norbert Richter, der Bundesvorsitzende des pax christi – Deutsche Sektion e.V.
Im Folgenden lesen Sie die Erklärung von PCI im Wortlaut:
Die internationale katholische Friedensbewegung pax christi protestiert gegen Antisemitismus
Die internationale katholische Friedensbewegung pax christi verurteilt die antisemitischen Spannungen in unserer Gesellschaft und weltweit aufs Schärfste. Antisemitismus oder Judenhass sind verachtenswert und inakzeptabel. Pax Christi International vertritt die Menschenrechte aller Menschen und aller Völker. Die Wurzeln der Menschenrechte gründen in der einem jeden menschlichen Wesen eigenen Würde.
Die Friedensbewegung hat schon immer großen Wert auf Kooperation und Dialog zwischen den unterschiedlichen Konfessionen und Religionen gelegt, besonders, wenn es um das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden sowie größeren Respekt zwischen auseinanderklaffenden religiösen Identitäten geht. Die internationale katholische Friedensbewegung pax christi hat sich dem ökumenischen und interreligiösen Dialog und der Zusammenarbeit verpflichtet. Ein wichtiger Orientierungspunkt ist die Soziallehre der katholischen Kirche.
In seiner Lehre hob Papst Johannes Paul II. besonders das Vorhandensein von „Strukturen der Sünde“ (Sollicitudo Rei Socialis 37 und 36) hervor, und es ist leicht zu erkennen, dass auch der Antisemitismus eine solche Struktur darstellt.
Wir als christliche Friedensstifter müssen dieser Struktur der Sünde aktiv entgegentreten und uns weigern, daran teilzuhaben. Wie Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, 16, erklärte, müssen wir uns nicht nur weigern, eine Ursache des Bösen zu werden, sondern wir müssen uns auch weigern, im Angesicht des Bösen passiv zu bleiben oder zu schweigen.
Auch wenn es in der Geschichte Beispiele für ein gutes Einvernehmen zwischen dem Christentum und dem Judentum gibt, so steht dennoch außer Zweifel, dass diese gemeinsame Geschichte mehrheitlich von Schande gezeichnet ist.
Eine Ausnahme stellte der Mitbegründer der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, der französische Bischof Pierre-Marie Théas (1894–1977) dar, der als einer der wenigen Mitglieder der französischen Bischofskonferenz im Zweiten Weltkrieg öffentlich und ohne Furcht die antisemitische Gesetzgebung der kollaborierenden Vichy-Regierung anprangerte.
In einem Hirtenbrief schrieb Bischof Théas: „Ich verleihe dem empörten Protest des christlichen Gewissens eine Stimme und ich erkläre ..., dass alle Menschen, gleich welcher Rasse oder Religion, das Recht haben, von Individuen und Staaten respektiert zu werden ...“ (1942). Des Weiteren war der Bischof maßgeblich an der Rettung jüdischen Lebens beteiligt und wurde am 8. Juli 1969 von Yad Vashem als Gerechter unter den Nationen anerkannt.
1944 wurde Bischof Théas verhaftet. Bei seinem Aufenthalt in einem Gefangenenlager in Compiègne baten ihn die Mithäftlinge darum, sie im Gebet und der Besinnung anzuleiten. Er entschied sich, über die „Feindesliebe“ zu predigen und schlug vor, dass alle für ihre Wachen beten sollten. Im Gefängnis erhielt Bischof Théas einen Eindruck davon, wie schwierig und anspruchsvoll wahre Versöhnung zwischen Feinden tatsächlich ist.
In Erinnerung an ihn will die internationale katholische Friedensbewegung pax christi gegen Antisemitismus protestieren und ruft alle Gläubigen und alle Menschen, die guten Willens sind, dazu auf, sich der Herausforderung des Antisemitismus zu stellen, sich zu weigern, im Angesicht des Bösen passiv zu bleiben oder zu schweigen und nicht selbst zu einer Ursache des Bösen zu werden. Die internationale katholische Friedensbewegung Pax Christi sagt Nein zur sündigen Struktur des Antisemitismus.
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pax christi Deutsche Sektion